Meist weniger Teilnehmer bei Demos in der Region

Am Reformationstag wurde in vielen mitteldeutschen Städten erneut gegen steigende Energiepreise, die Folgen des Kriegs in der Ukraine sowie Maßnahmen der Corona-Pandemie protestiert. Insgesamt gingen am Montagabend meist weniger Menschen auf die Straße als zuletzt.

Auch am Reformationstag gab es in Mitteldeutschland eine ganze Anzahl an Protestdemonstrationen. Nach Angaben der Polizei in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg verliefen die Proteste friedlich, bis zum Abend kam es zu keinen Ausschreitungen. Vielerorts waren weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen als im Vorfeld erwartet.

In Delitzsch, Eilenburg und Bad Düben zogen am Montagabend deutlich weniger Menschen als noch in der Vorwoche durch die Straßen. In Bad Düben versammelten sich rund 40 Frauen, Männer und einige wenige Kinder und spazierten, von Musik begleitet, vom Markt durch die Stadt. Zuvor hatten einige brennende Kerzen auf den Rand des Marktbrunnens gestellt.

In Delitzsch waren es rund 90 Demonstranten, die durch die Straßen liefen. Letzte Woche kamen noch rund 200. Polizei begleitete den Protestzug aus der Ferne, beobachtete das Geschehen.

In Eilenburg trafen sich 135 Protestler und damit etwa halb so viel wie in den vergangenen Wochen. Neben vielen nicht zu überhörenden Trillerpfeifen gab es eine Fahne der Freien Sachsen. Außerdem wurde eine Musikbox mitgeführt. Gegen 20 Uhr löste sich der Protestzug auf dem Markt wieder auf. Der Protestzug führte in Eilenburg vom Markt zum Kreisverkehr am Berg und von hier zurück.

In Torgau gab es erstmals eine Demonstration der Bauern mit 22 Treckern und rund 600 Demonstranten. Zehn Traktoren waren auf den Markt aufgefahren – gemäß einer Auflage des Landratsamtes –, die übrigen zwölf warteten am Rande der Altstadt auf den Demonstrationszug. Es war das erste Mal, dass die Bauern sich an den montäglichen Protesten in Torgau beteiligten. Sie kamen aus der Region Torgau, aus Belgern-Schildau, Dommitzsch und dem Landkreis Leipzig. Mit lautem Hupen, Tröten und Trommeln bewegte sich der Demonstrationszug vom Marktplatz durch die Altstadt und wieder zurück. Zu Zwischenfällen kam es laut Polizei nicht.

Etwa 60 Personen versammelten sich am Abend auf dem Markt in Wurzen. Im Anschluss und ohne Reden gehalten zu haben, zogen sie durch die Innenstadt. Im Vergleich zu den Vorwochen verzichteten sie diesmal gänzlich auf Sprechchöre. Auch die Route war kürzer als sonst. Die Polizei begleitete den Aufzug. Es gab keine Zwischenfälle.

Beim Protestzug am Montagabend in Oschatz waren deutlich weniger Teilnehmer als vor einer Woche auf der Straße. Laut Olaf Hoppe, Pressesprecher der Polizeidirektion Leipzig, beteiligten sich rund 150 Menschen. Vor einer Woche waren es über 260 gewesen. Der Protestumzug war laut Hoppe nicht angemeldet.

Im sächsischen Bautzen versammelten sich Hunderte Menschen. Dort hatten Unbekannte am Freitag in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft einen Brand gelegt. Ermittlungen der Polizei ergaben noch keine Ergebnisse dazu, ob die Tat politisch motiviert war. In einem Fall werde geprüft, ob ein Teilnehmer den verbotenen Hitlergruß gezeigt habe, hieß es. Demonstranten hätten Unmut gegen Medienschaffende und Polizisten geäußert, die die Pressefreiheit durchgesetzt hätten.

In Leipzig zählte die Polizei nach Angaben eines Sprechers etwa 700 Teilnehmer und 500 bei Gegenprotesten. Mehrfach habe es Sitzblockaden auf Straßen gegeben. Es seien mehrere Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen worden, sagte der Sprecher. Zudem sei ein Journalist bei seiner Arbeit behindert worden.

Auch im thüringischen Altenburg wurde am Reformationstag erneut der Protest auf die Straße getragen. Nach Angaben der Behörden nahmen rund 2000 Menschen an der Demonstration teil, die wie schon in den Wochen zuvor von der Brüderkirche aus durch die Innenstadt, entlang des Großen Teichs und wieder zurück ins Zentrum der Stadt zog. Durch den Marsch kam es erneut zu Verkehrsbehinderungen, die sich laut Polizei allerdings in Grenzen hielten. Neben verschiedenen Transparenten waren auch erneut Fahnen rechter Gruppierungen wie der Freien Thüringer zu sehen. Insgesamt, so die Polizei, sei der Aufzug friedlich verlaufen. Gegen Ende sei die Stimmung allerdings noch einmal hitzig geworden: So hatte sich auf Höhe des Rathauses ein Mann postiert, der eine Ukrainefahne mit den Worten „Stop Putin, Stop War“ schwenkte, flankiert von weiteren Personen. In der Folge habe es einige scharfe Wortwechsel, teils auch böse Blicke gegeben. Eine körperliche Konfrontation blieb jedoch aus – auch, da die Beamten die Situation genau in den Blick genommen hätten, hieß es.

In Thüringen schlossen sich den Angaben zufolge den Protesten in den Städten Apolda, Hermsdorf, Kahla, Jena und Weimar insgesamt mehr als 2100 Menschen an. In Weimar seien zwei Strafanzeigen wegen Beleidigung und versuchter Körperverletzung aufgenommen worden.

Im sachsen-anhaltischen Wittenberg fanden am Montag mehrere Protestaktionen und Kundgebungen statt. Dazu hatten mehrere rechte Gruppen aufgerufen. Nach Angaben einer Polizeisprecherin folgten etwa 2700 Menschen den Aufrufen unter dem Motto „Reformation 2.0“.